Aktuelle Forschungsprojekte

Dissertationsprojekte

Postdoc- und Habilitationsprojekte

Postdoc-Project Description

Through the dynamic of work of the negative, which analyses the connection between practical and theoretical negativity, the project explores how worship expresses a relationship to the negative as repetition and restaging, detached from notions of 'meaning' and 'productivity.' It argues that the 'other' space/time that liturgy manifests allows for creative and critical expressions of community and a dynamic identity. As examples of this view on liturgy as negative work, the project analyses examples from "Liturgy for All Bodies," a community resource of intersectional, community-centered liturgies. Based on these examples, it explores the potential of intersectional expressions and narratives in grass-root liturgies and analyses the challenges these liturgies pose to theology and ecclesiology. It continues to apply negative work as a methodological framework to bring these questions and insights into a broader academic discourse. It then explores the implications of this understanding of liturgy as a community-building dynamic for articulating an apophatic ecclesiology in relation to the theological tradition as well intersectional experiences of Church.

Habiliation-Project Description

India has long been a multi-religious, multicultural and multi-ethnic society, having been the cradle of some of the world’s religions, civilizations, cultures, and traditions. Overall, India’s record has been one of enduring peace and harmony. However, the rise of Hindu nationalism (Hindutva) and its agenda of othering communities have religious and political implications in India. This study attempts to interpret major historical and theological shifts of emphasis in the phenomenon of Indian nationalism and their impact on Christian Indians, as reflected in their history in the period between 1925 and 2014. 1925 was a year that saw the birth of the Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), which provided an ideological and organizational framework for Hindutva. 2014 was when Hindu nationalists gained a political mandate by winning a two-third majority in India’s general elections. The twin strategies of Hindu nationalism – anti-conversion and reconversion – and how far these have affected Christian life and mission in India are central to this study. The research applies sociological and historical tools to analyze the social, religious, and political impact of Hindu nationalism on the Christian community in the Indian state of Kerala. The project also includes an ideological and critical theological investigation of the relation of religion to national identity and the interplay of various ideologies for articulating a Christian theological position that responds to India’s contemporary challenges, both political and religious. The aim of this investigation is to articulate an Indian Christian theological response to Hindutva and a broader Christian critique of the religion-culture matrix.

Habilitation-Project Description

The study of the transmission of ideas, their reception, interpretation, and social implications have expanded the categories of church history -particularly in the area of gender studies. This habilitation contributes an historical-critical edition of the ample manuscripts of Countess Anna Alexandria of Rappoltstein (1504-1581) and a biography of her life. Rappoltstein wrote hundreds of psalms and prayers, a confession of faith, and had epistolary correspondence with religious and political figures, family, and women friends. Present historical accounts refer to Rappoltstein as “the old woman” with a substantial library who collected religious art. The transcription of her manuscripts in early New High German with an English translation and historical-critical apparatus is intended to add material to women’s intellectual history and to understanding her person. Comparative literary analysis, the historiography of Alsace, and contextual research consider her spirituality, the originality of her theology, and whether Rappoltstein influenced the marked ecumenical tolerance in sixteenth-century Alsace. 

SNF-Projekte

Im späten 19. Jahrhundert ermöglichten kirchliche Frauenvereine und -verbände bürgerlichen Frauen eine anerkannte Tätigkeit in der Öffentlichkeit.  Religiöse Wertvorstellungen motivierten die Frauen zum Handeln gegen die Not. Aus der kirchlichen Frauendiakonie gingen Einrichtungen hervor, an die der entstehende Sozialstaat anknüpfte.

Artikel, Nachrufe, Vorträge und Erbauungsschriften hielten die religiös fundierte Motivation der Frauen für ihre Tätigkeit aufrecht. Inhaltlich hoben die Medienerzeugnisse vor allem hervor, die karitative Tätigkeit entspreche der Natur von Frauen und sei damit eine passende Form gelebter Religiosität. Dass die Frauen damit öffentlich wirkten und eigene karitative Organisationen aufbauten, fand weniger explizit Anerkennung und rückte dadurch in den Hintergrund. So blieb die Bedeutung kirchlicher Frauenorganisationen als Vorformen staatlicher Einrichtungen unterbewertet. Entsprechend ist wenig über ihre Geschichte, ihre Entwicklungen und Netzwerke bekannt. Auch ihr Beitrag zur moralischen Dimension im Entstehungsprozess wohlfahrtsstaatlicher Einrichtungen wurde bisher kaum beleuchtet. Im Projekt werden diese Fragen am Beispiel der christkatholischen karitativen Frauenorganisationen bearbeitet. Dazu wird erstens die Geschichte der christkatholischen Frauendiakonie und ihrer Protagonistinnen aufgearbeitet.  Zweitens wird untersucht, wie Medienerzeugnisse und die diakonischen Institutionen selbst die Sicht auf Geschlecht und Moral in der christkatholischen Frauendiakonie zur Sprache brachten.

Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Angela Berlis und Erika Moser.

Die Korrespondenz zwischen Eduard Herzog und Joseph Hubert Reinkens

Ab Juli 1876 ist der Briefwechsel zwischen Eduard Herzog, dem designierten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz und Joseph Hubert Reinkens, dem Bischof der Altkatholischen Kirche in Deutschland, überliefert. 20 Jahre lang, bis zu Reinkens’ Tod im Januar 1896 schrieben sich die beiden Bischöfe mehr als 460 Briefe, von denen 427 als Originale oder als Abschriften in Kopialbüchern überliefert sind. Die Briefe werden vollständig transkribiert und in Buchform ediert. Alle Briefe werden mit einem umfassenden Anmerkungsapparat versehen und in einer ausführlichen Einleitung kommentiert und kontextualisiert.

Der Anmerkungsapparat

Der Anmerkungsapparat umfasst voraussichtlich 931 Fussnoten. Diese vermitteln Informationen biographischer Natur (jeweils bei der Erstnennung einer Person), Literaturangaben und Exzerpte zu Publikationen, die im Briefwechsel besprochen werden, sowie Hintergrundinformationen zum jeweiligen historischen, theologischen und kulturellen Kontext, welche zum Verständnis der Briefe notwendig sind.

Im Briefwechsel wird auf 423 Personen Bezug genommen. Diese werden – unabhängig von Stand und Einfluss – vollständig erfasst und – soweit möglich – mit Kurzbiographien versehen. Diese veranschaulichen das transnationale Beziehungsnetz jener Bewegung, die sich gegen das Erste Vatikanische Konzil (1869-1870) formierte.

Eduard Herzog und Joseph Hubert Reinkens betrieben als Bischöfe eine versierte Medienpolitik und publizierten neben Hirtenbriefen als ehemalige bzw. aktive Professoren auch etliche Schriften theologischer und historischer Art. In ihren Briefen zeigt sich, wie sie diese Werke gegenseitig rezipierten und kommentierten. Die Literaturangaben dazu umfassen 136 Anmerkungen. Je nach Kontext wird der Inhalt der jeweiligen Schrift in Form eines Exzerpts zusammengefasst.

Die Bedeutung des Briefwechsels

Gründerfiguren

Eine vollständige, kommentierte und mit ausführlicher Einleitung versehene Ausgabe der Korrespondenz zwischen Eduard Herzog und Joseph Hubert Reinkens wird in Fachkreisen seit längerem als Desiderat betrachtet, handelt es sich doch um die Briefe zweier massgeblicher Exponenten der altkatholischen Reformbewegung, die gegen die Papstdogmen des Ersten Vatikanums  Stellung bezog. Teile dieser Bewegung formierten sich als rom-unabhängige nationale Kirchen. In Deutschland führte dies bis 1873 zur Bildung eines Bistums für die Altkatholiken, in der Schweiz bis 1876 zur Bildung der Christkatholischen Kirche. Reinkens und Herzog wurden die ersten Bischöfe der jeweiligen katholischen Nationalkirchen. Die Edition des Briefwechsels liefert umfangreiches Quellenmaterial und legt die Grundlage für künftige Biographien beider Briefpartner auf dem neuesten Quellenstand.

Transnationale Freundschaften und antiultramontane Netzwerke

Im Verlaufe des Briefwechsels wird deutlich, wie sich das von Anfang an kollegiale Verhältnis der beiden Bischöfe zu einer tiefgehenden Freundschaft wandelt. Mit einer Edition der Briefe tritt nicht nur die persönliche Freundschaft zwischen Herzog und Reinkens ans Licht, sondern auch die Vernetzung der beiden Organisationen, die sie leiteten und der transnationalen Partner, welche sie als Verbündete im Kampf gegen Rom zu einen suchten. 1889 kam es in diesem Zusammenhang zur Begründung der „Utrechter Union“. Die Korrespondenz legt offen, wie Freundschaft als Bindeglied von Netzwerken fungiert und wie amtliche Zusammenarbeit und persönliche Freundschaft bei Aufbau und Gestaltung kirchlicher, vom jeweiligen Staat anerkannter Organisationsformen von Nutzen sind. Da beide Freunde vor ähnlichen Aufgaben standen, die Ausformung des Altkatholizismus bzw. Christkatholizismus jedoch im je eigenen politischen, kirchenpolitischen und kirchengeschichtlichen Kontext geschah, wird die Herausgabe des Briefwechsels zu vergleichenden Studien zum Altkatholizismus im deutschen Kaiserreich und zum Christkatholizismus in der Schweiz einerseits und zum Kulturkampf in diesen Ländern andererseits anregen.

Neubewertungen

Der Briefwechsel stellt Informationen zu Personen und Ereignissen zur Verfügung, die auf angrenzende Briefwechsel mit Dritten hinweisen oder aufschlussreiche Innensichten bieten für historische Ereignisse und Beziehungen. So tritt im Hinblick auf die Schweiz eine differenzierte Sicht auf den deutschsprachigen und frankophonen Christkatholizismus zu Tage. Die Beziehung zu staatlichen Behörden im Deutschen Reich wird viel negativer bewertet, als dies im öffentlichen Diskurs bekannt ist. Positive und negative Erfahrungen mit einer synodal geordneten, bischöflich verfassten Kirche, der Umgang mit Autorität und die Gestaltung des bischöflichen Leitungsamtes in einer bischöflich‐synodalen Kirchenorganisation werden differenziert dokumentiert.
Geschichtsbilder und Erinnerungsdispositive

Eduard Herzog wie auch Joseph Hubert Reinkens prägten den internationalen Altkatholizismus durch ihre kirchenhistorischen Werke erheblich mit. Der Briefwechsel legt historische Legitimierungsstrategien zur Rechtfertigung der aus dem Konzilsprotest erwachsenen Bistumsgründungen offen. Er zeigt, auf welche spezifischen Geschichtsbilder die beiden Briefpartner dafür zurückgriffen und wie sie erinnerungskulturelle Dispositive zur Identitätsbildung ihrer Kirchen heranzogen.

Herausgeberschaft und Unterstützung

Der Briefwechsel wird herausgegeben von Angela Berlis und Martin Bürgin.

Angela Berlis ist Inhaberin der Professur für Geschichte des Altkatholizismus und Allgemeine Kirchengeschichte am Institut für Christkatholische Theologie der Universität Bern.

Martin Bürgin arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Editionsprojekt.

Mitgearbeitet haben zudem Hubert Huppertz als Transkribent und Raphael Reift als studentischer Hilfsassistent.

Das Editionsprojekt wird gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF).

  Kurzbiographie Joseph Hubert Reinkens
1. März 1821 in Burtscheid bei Aachen geboren
18.44-1847 Studium der Philosophie und katholischen Theologie in Bonn
ab 1853 Professor für ältere Kirchengeschichte in Breslau
1870 Suspension, danach regen Vortragstätigkeit
Dezember 1970 Vorträge in Olten, Luzern, Solothurn, Bern, Rheinfelden, Basel: Anstoss zur Bildung christkatholischer Gemeinden
1873 Wahl und Weihe zum bischof (4. Juni 1873 Wahl zum Bischof für die Altkatholiken im Deutschen Reih; 11. August 1873 Weihe in Rotterdam)
4. Januar 1896 Tod in Bonn
  Kurzbioraphie Eduard Herzog
1. August 1841 in Schongau (Peierer Hof) geboren
1868 Professor für Exegese in Luzern
1872 altkatholischer Pfarrer in Krefeld
1873-1876 christkatholischer Pfarrer in Olten
1876-1884 christkaholischer Pfarrer in Bern
1874-1924 Professor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät Bern
1876 Wahl und Weihe zum Bischof (j. Juni 1876 Wahl durch die Synode in Olten; 18. September 1876 Konsekration in Rheinfelden durch Bischof
1884-1885 Rektor der Universität Bern
26. März 1924

Die theologischen Implikationen anthropologischer Vorstellungen in Hellenistischem Judentum, frühem Christentum und pagan-religiösem Platonismus

Nach traditionellen theologischen Vorstellungen kann der Mensch einerseits als "Bild" des unbegreiflichen Gottes, anderseits als bodenloser Abgrund von Begierden erscheinen. Dieses traditionelle Verständnis stellt jede religiös-philosophische Anthropologie vor ein scheinbar unauflösliches Paradox: als Bild des Göttlichen soll der Mensch eine erkenntnistheoretische Brücke zwischen der körperlichen Welt und dem transzendenten Gott herstellen, und trägt doch - als gefallene Kreatur - einen Abgrund in sich, der die äußerste Entfernung von Gott repräsentiert.

Das Projekt untersucht, wie die theologischen Implikationen dieses fundamentalen Paradoxons bei Autoren aus dem Bereich des religiösen Platonismus von der frühen Kaiserzeit bis zur Spätantike (1.-6. Jh. n.Chr.) theologisch fruchtbar gemacht werden. Dazu werden Vorstellungen, Bilder und Argumentationen in jüdischen (Philon von Alexandria), paganen (z.B. Plutarch und Plotinus) sowie christlichen Texten (z.B. Ambrosius, Augustin, Gregor von Nyssa, Pseudo-Dionysius Areopagita) untersucht. Diese Vorstellungen kulminieren in einer neuen apophatischen Anthropologie, die bei den späteren Kirchenvätern ausformuliert wird. Sie verwandelt den bodenlosen Abgrund in eine unausschöpfliche Tiefe, die zum unaussprechlich Göttlichen hinführt.

Das Projekt stand unter der Leitung von Prof. Dr. Georgiana Huian und Prof. Dr. Rainer Hirsch-Luipold und ist mit der Publikation abgeschossen worden.